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Eger, St. Niklaskirche
Die Meinungen über die Bauzeit der Dekanatskirche St. Niklas und St. Elisabeth unterscheiden sich wesentlich voneinander. Nach K. Siegl wurde die Kirche in der Regierungszeit Friedrichs Barbarossa erbaut (Siegl 1931, 12), nach H. Rimpl erst Anfang des 13. Jahrhunderts, und zwar in einem Zeitraum von 1203 bis 1215 (Rimpl 1933, 48). Nach Berücksichtigung der Ansicht von O. Schürer, (Rimpl 1933, 64, Anm. 169, 66 Anm. 175), dass die Kirche nach der Fertigstellung der Doppelkapelle auf der Burg durch dieselbe staufische Bauhütte gebaut worden war (Schürer 1934, 99, Anm. 1), datierte H. Rimpl letztendlich den Bau auf das Jahr 1220. Diese Datierung übernehmen auch tschechische Kunsthistoriker mit dem Hinweis auf einen Bericht, nach dem im Jahr 1239 der St. Anna-Altar in dieser Kirche geweiht wurde (Mencl 1978, 35; Merhautová 1971, 128-130). Ab dem Jahr 1256 stand die Kirche unter der Verwaltung des Deutschritterordens, der eine Kommende nördlich der Kirche auf dem heutigen Kasernenplatz (Kasární náměstí) erbauen ließ (Siegl 1931, 90). Die Fundamente der ursprünglichen romanischen Basilika wurden vom Architekten B. Grueber 1856 im Rahmen der Projektvorbereitung für die Renovierung der Kirche freigelegt. Die Basilika war schmäler als die heutigen drei Kirchenschiffe, jedoch ebenso lang. Das westliche romanische Portal sowie die beiden Türme haben sich in ihrer ursprünglichen Lage erhalten (Grueber 1864, 39-41). In den Jahren 1270 bis 1300 wurde ein gotischer Chor zwischen den Türmen errichtet. Nach 1470 wurde die Kirche erweitert, und die drei gleich hohen Schiffe von einem neuen gotischen Gewölbe überdeckt. Von der Ausgrabung durch B. Grueber stammen ein Kapitell und ein Säulenfuß, beide aus Marmor, die im Egerer Museum aufbewahrt werden. (Abb. 16; Abb. 17)
Während der Zeit meiner Tätigkeit am Egerer Museum gelang es, mehrere kleine Rettungsgrabungen in der Nähe der Kirche durchzuführen. Beim Aushub der Grube für eine Wasserleitung in die Nordsakristei im Jahr 1986 wurde das Fragment einer Steingrundmauer aufgedeckt, wahrscheinlich der ehemaligen Kapelle (Šebesta 1989a, 155a). Im Jahr 2008 wurde eine Gründungsmauer im Südturm freigelegt, die in den anstehenden Felsen gesetzt wurde. Leider war dort kein datierbares Material vorhanden. Durch den Aushub der Grube für eine Gasleitung am Rande des Kirchenplatzes wurden 1998 nur einige Gräber vom aufgelassenen Friedhof erfasst. Bei der Erschließung des Kellergeschosses 2009 konnte nur festgestellt werden, dass die Grüfte entlang den Grundmauern der ursprünglichen romanischen Basilika angeordnet sind.
Bei den Grabungsarbeiten, die im Zusammenhang mit der Verlegung der Kanalisation im 19. Jahrhundert erfolgten, soll auf der Westseite des Kirchenplatzes ein 5 m breites Mauerwerk gefunden worden sein, das Herbert Rimpl für die Grundmauer eines langen westlichen Chores hielt, ähnlichen wie im Fall der Basilika in Würzburg (Rimpl 1933, 66, Skizze 4, Anm. 176). Weil die Anordnung des westlichen Chores vor dem Eingangsportal schwer vorstellbar ist, kann das freigelegte Mauerwerk als Fundament eines geplanten, jedoch nicht realisierten hohen Turmes betrachtet werden, an dessen Stelle nur eine große gotische Vorhalle gebaut wurde (Šamánková 1974, 85). Bei den Erdarbeiten im Jahr 1998 kam an dieser Stelle jedoch kein so mächtiges Mauerwerk zum Vorschein.
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